Das Monsterchen im Schrank

Das kleine Mädchen Lotta sass in seinem Bett und kämmte sich wie jeden Abend ihre langen Haare. Anschliessen flocht sie sich zwei schöne Zöpfe und wartete auf die Mama, die abends immer noch einmal zu ihr kam, um ihr zur Nacht ein Küsschen zu geben.

Lotta gab ihrer Mama ebenfalls ein Küsschen und schaute besorgt zu, wie diese das Zimmer verlassen wollte.

Als Mama schon an der Tür angekommen war, und dem Mädchen noch einmal eine Gute Nacht wünschen wollte, da musste Lotta ihrer Mama noch etwas sagen:

„Mama“ sprach die kleine Lotta zaghaft, „ich kann nicht schlafen, ich hab einfach Angst. In meinem Schrank, da ist ein Monsterchen drin.“

Da schaute die Mama einmal zum Schrank und wieder zurück. „Was könnte es denn wollen? Weisst du das?“

Lotta zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.

„Soso“ schmunzelte die Mama und setzte sich auf die Bettkannte zu ihrer Tochter.

Da erzählte Lotta ihr, wie das Monsterchen jeden Abend durch den Türspalt vom Schrank schaute mit seinen grossen, runden Augen.

„Wie sieht den dieses kleine Monsterchen aus?“ wollte die Mama genauer wissen.

Lotta überlegte und versuchte sich genau zu erinnern. „Naja, es hat sehr viele Haare, lila, ganz zottelig und lang. Und dann, ja dann schaut es mich immer so an, mit seinen grossen Augen. Fast so, als will es etwas von mir.“

Mama schaute noch einmal zum Schrank und meinte dann:

„Weisst du, das kleine Monsterchen hat vielleicht genauso viel Angst vor dir, wie du vor ihm.“

„Wenn du das Monsterchen das nächste mal siehst, dann kannst du es doch einfach fragen was es denn möchte.“

Die Mama streichelte Lotta noch einmal sanft über das weiche geflochtene Haar, stand auf und ging zur Tür. „Und wenn du doch zu Grosse Angst hast, dann rufst du mich einfach. Ich bin gleich nebenan.“

Kurz nachdem die Mama aus Lottas Kinderzimmer gegangen war, hörte Lotta schon das vertraute Knarren ihrer Schranktür. Ein wenig ängstlich setzte sich das kleine Mädchen in ihrem Bett auf und schaute zum Schrank. Ganz zaghaft lugte da das kleine Monsterchen hervor.

Lotta schaute in die grossen, runden Augen, die sie da fragend anblickten.

Da nahm sie all ihren Mut zusammen und fragte: „Was möchtest du denn von mir?“

Da schob das kleine Monsterchen ebenso mutig die Schranktür ein Stück weiter auf und krächzte zart: „Haare kämmen.“

Verdutzt schaute Lotta das kleine Wesen an und musste dann lauthals lachen.

Hatte das Monsterchen mit seinen langen lila Zottelhaaren, etwa jeden Abend zugeschaut, wie Lotta ihre schönen Harre kämmte und sich ihre Abendzöpfchen flocht.

„Na komm her du zotteliger Wicht!“, rief Lotta belustigt.

Da sprang das Monsterchen voller Freude auf Lottas Bett und lies sich seine zotteligen Haare kämmen.

Als Lotta dem Monsterchen dann auch noch viele kleine lila Zöpfe geflochten hatte, da hüpfte das Monsterchen fröhlich im Zimmer umher und verschwand dann laut kichernd in Lottas Schrank.

Seither hatte Lotta nie wieder Angst und das kleine lila Monsterchen kam jeden Abend in Lottas Bett, lies sich seine wilden Haare kämmen und flechten.

Und des Monsterchens Haare,

waren niemals mehr zottelig sondern flauschig und weich.

Die Wolkenautobahn

An einem warmen und sonnigen Nachmittag kam der kleine Jonathan von der Schule nach Hause. Der Morgen war abenteuerlich gewesen. In der Schule hatte Jonathan gut aufgepasst und sich viel konzentrieren müssen.

Müde und erschöpft legte sich er sich nun im Garten auf die duftende Sommerwiese. Die Wolken zogen langsam und bedächtig am Himmel entlang.

Verträumt beobachtete der Junge die wandernden grossen und kleinen Wolken auf ihrer Reise.

Und wie Jonathan so ruhig und entspannt in den Himmel schaute, da musste er lächeln.

War da nicht am Himmel diese eine dicke Wolke zu sehen, die sich so langsam und bedächtig bewegte. Die anderen Wolken sausten geradezu an ihr vorbei.

„Fast wie auf einer Wolkenautobahn.“ stellte er kichernd fest.

Er stellte sich vor, wie die unzähligen Wolken auf der Wolkenautobahn entlangdüsten.

„Hey, du da, du dicke Wolke mit dem kugelrunden Bauch, mach mal Platz, ich will vorbei!“ drängelte da eine kleine leichte Wolke.

Da knurrte die dicke Wolke und stöhnte ächzend.

Eine andere Wolke hupte laut und schoss blitzschnell an der langsamen, dicken Wolke vorbei.

Da wurde die dicke Wolke ganz dunkel und wieder knurrte und stöhnte sie schwer.

Bald schon, war fast kein Vorbeikommen mehr möglich und die kleinen flinken Wolken drängten sich alle an der dicken, kugeligen Wolke vorbei.

Da raunte eine verwegene, wilde Sausewolke: „Du dicke Wolke, fahr schon rüber, ich will die schnellste Wolke sein!“

So knurrte die dicke Wolke erneut, wurde ganz finster und stöhnte ein letztes Mal mürrisch auf.

Da Platze der dicke Wolkenbauch, mit einem lauten „Platsch“ auf und ein strömender Regen ergoss sich auf die Erde hinab.

Immer kleiner wurde die Wolke, bis die letzten Regentropfen das Wölkchen verliessen.

Da gab die, nun kleinste, Wolke ein lautes, klingendes Lachen von sich und flog nur so an den anderen Wolken vorbei.

Nun war sie die schnellste Wolke am Himmel und keine andere Wolke konnte mit ihrer Geschwindigkeit mithalten.

Und wie die kleine Wolke so auf ihrer Wolkenautobahn entlangsauste, da war der kleine Johnathan auch schon eingeschlafen.

Friedlich träumte er von seiner Wolke und all den anderen grossen und kleinen, dunklen und hellen Wolken am grossen Himmel.