Baby und Kind: Wann wird es endlich leichter?

Immer wieder höre und lese ich von erschöpften Müttern diesen flehenden und hoffnungsvollen Satz:

„Wann wird es denn endlich leichter?“

Denn gerade beim ersten Kind steht die Welt von uns neuen Mamas und Papas schier Kopf.

Baby und Kind - Wann wird es endlich einfacher?

Woran liegt das und was können wir Mamas und Papas tun, damit es endlich leichter wird?

Eine neue Welt – das Leben mit Kind beginnt

Wenn man zum ersten Mal Mutter oder Vater wird stürzt man unweigerlich Hals über Kopf in eine neue Welt. Dabei ist es fast egal wie viel man im Vorfeld gelesen, gehört oder gesehen zu haben glaubt:

Es kommt erstens anders und zweitens als man denkt!

Vorbereitung ist alles – verquere Erwartungen

Ganz ehrlich, ich bin gelernte Erzieherin, habe also durchaus schon einiges an Erfahrung wenn es um Kinder geht, aber auf das Mama-sein hat mich das ganz und gar nicht vorbereitet.

Im Gegenteil.

Ich bin mit total verqueren Erwartungen an die Elternschaft herangegangen.

Denn bevor ich tatsächlich selbst Kinder hatte, da dachte ich so bei mir:

„Ich weiss doch wo der Hase lang läuft!“

Man müsse nur ganz klare Grenzen setzen und konsequent sein. Regeln vorgeben und die müssen dann eingehalten werden. Auch im Bezug auf Babys hatte ich so meine Vorstellungen und glaubte an so einige total unrealistische Mythen:

  • Eine Geburt ist ganz natürlich, dein Körper weiss schon was er da tut, vertrau darauf.
  • Ein Baby schläft doch die erste Zeit sowieso, fast immer.
  • Natürlich schläft das Baby ziemlich schnell durch.
  • Natürlich schläft das Baby im eigenen Bett und auch alleine ein.
  • Das Stillen geht von ganz allein, das hat die Natur schon so eingerichtet.
  • Mit Punkt genau 17 Wochen gibt man den ersten Brei und man fangt mit Karotte an und und und…
  • Je schneller das Kind ohne Milch auskommt, desto besser.
  • Mit spätestens 6 Monaten sollte ein Kind von selbst sitzen und mit 10 Monaten aufstehen und mit einem Jahr sollte es dann auch laufen und sprechen können.

Diese Liste könnte ich wirklich unendlich lang werden lassen. Ich war also tip top vorbereitet auf das Leben mit Kind.

Mehr über meinen langen Weg zum Mama-sein, lest ihr übrigens hier: Mama sein – Ein langer Weg.

Also Fazit:

Alles gaaanz anders!

Vorbereitung ist nicht alles – Willkommen in der Realität

Nichts und niemand kann dich auf das vorbereiten, was passiert, wenn plötzlich so ein kleines Menschlein in dein Leben einzieht.

Wenn du dieses kleine Leben in deinen Armen hältst und deine ganz eigene Mama- oder Papazeit beginnt, dann stellst du ganz schnell fest:

„Ich weiss, dass ich nichts weiss.“

Sokrates, 412 v. Chr.

Diese Gefühle sind mit nichts zu vergleichen, was man hätte erwarten können. Eine riieeesige Verantwortung und so manch grosse Sorge um dieses kleine Wunder. Dazu kommen ungebetene Ratschläge, Tipps und allgemeine Besserwissereien, die uns das Leben mit Baby und Kind noch schwerer machen. Ein unglaublicher Druck an Erwartungen von Verwandten, der Gesellschaft und nicht zuletzt von uns, an uns selbst. Jeder Fachartikel sagt etwas anderes, was vermeintlich das Beste für unser Kind wäre. Der Kinderarzt rät etwas ganz anderes als die Hebamme. Die einen meinen das Kind bekommt zu wenig Milch, die anderen schreien die Milch wäre viel zu viel. Die einen Stillen zu kurz, die anderen zu lang. Das Baby oder das Kind kann gar nicht früh genug krabbeln, laufen oder sprechen und endlich ordentlich mit dem Essen beginnen. Die Babybreiindustrie wirbt mit Gläschen ab 4 Monaten…

So viel gute Ratschläge und gut gemeinte Tipps meinen es uns als Eltern leichter zu machen. Das Gegenteil ist der Fall. So viel Verunsicherung. Und jeder meint er wisse wie man das machen muss…

… und all das

Muss man doch so machen!

Das muss man doch - Wie gesellschaftliche Erwartungen Druck auf Familien ausüben

In einem meiner ersten Artikel Das Muss man doch! Habe ich übrigens auch schon über diesen enormen Erwartungsdruck geschrieben.

Und damit sind wir schon wieder bei diesem unglaublich schwerwiegendem Wort: „Erwartungen“ angekommen, aber lest selbst.

Was uns das Leben mit unseren Kindern so schwer macht

Wenn wir Eltern werden und wenn wir Eltern sind, erwarten wir viel, vergleichen uns mit anderen, vergleichen unsere Kinder und sind dann enttäuscht, diesem Druck nicht standhalten zu können.

Wir Erwarten…

Voller Vorfreude erwarten wir diesen neuen kleinen Menschen, sind aufgeregt und gespannt auf das Leben mit Kind.

Wir erwarten ein Kind!

Erwarten!

Wir können es kaum erwarten und dann erwarten wir und erwarten wir und erwarten wir…

Haben wir doch geglaubt und gesagt bekommen, das alles so und so funktionieren müsse. Haben wir doch erwartet, dass unser Baby das genauso macht und wir als Eltern eben genauso denken und fühlen werden.

Wir wollen doch so unbedingt alles richtig machen!

Und dann ist da plötzlich alles so:

Anstrengend, kraftraubend, beängstigend?

Haben wir uns das nicht alles ganz anders vorgestellt?

Erwarten wir vielleicht zu viel?

  • Zu viel von uns selbst
  • Zu viel von unseren Kindern
  • Zu viel von unserem Partner

Erwartungen und Enttäuschungen

Und so starten wir als Eltern in diesen neuen unbekannten Lebensabschnitt mit so viel Erwartungen.

Kein Wunder, dass wir frustriert sind. Dieses kleine Menschlein kann diesen ganzen Erwartungen ja gar nicht gerecht werden.

Jede Erwartung ist prädestiniert dafür, dass wir enttäuscht werden. Denn enttäuscht können wir nur werden, wenn jemand unsere Erwartungen nicht erfüllt.

Heisst es nicht bedingungslose Liebe?

Was wäre denn, wenn wir jemandem bedingungslos begegnen?

Wir würden eben nicht erwarten und könnten diesen Menschen eben mit all seinen Stärken und Schwächen annehmen, ohne ihn verändern oder erziehen zu wollen.

Und dann sind wir bei dem nächsten grossen Schlagwort, welches uns als Eltern so einiges an Kopfzerbrechen beschert. Das Erziehen. (Ja, aber das ist ein anderes Thema für einen bestimmt baldigen Artikel.)

Wir vergleichen

Ich erinnere ich mich nur zu gern an mich selbst oder auch an so viele andere Mamas, wenn wir uns und unsere Kinder vergleichen.

Auch diese ganzen Vergleiche bringen so viel Druck und Erwartungen mit sich. Ein regelrechtes Wettrennen, welches Kind zuerst laufen kann oder am meisten isst, welche Mama am meisten bastelt oder am gesündesten kocht.

Jeder Vergleich schürt unsere Erwartungen.

Erwartungen erzeugen Druck.

Druck erzeugt Gegendruck.

Und am Ende können wir all diesem Druck nicht mehr standhalten, werden unzufrieden,

sind enttäuscht.

Wann wird es denn nun endlich leichter?

Liebe Mit-Eltern, jetzt kommt die Wahrheit:

Ihr seid es, die es leichter werden lassen können.

Tragt die Verantwortung und bitte werkelt und probiert nicht an euren Kindern herum.

Wir neigen nämlich genau, dazu, unsere Kinder verändern zu wollen, dass es angenehmer für uns wird.

Sie sind nicht schuld daran, dass es uns schwer fällt uns auf sie einzulassen. Sie sind auch nicht zuständig dafür, dass es uns besser geht und wir glücklicher oder zufriedener sind.

Es ist nicht die Aufgabe der Kinder uns glücklich zu machen!

Was also tun?

Was tun!

Was können wir Tun, damit es endlich leichter wird?

Informieren und Belesen

Meines Erachtens ist es ganz wichtig, nicht stehen zu bleiben im Leben. Stets die Dinge zu hinterfragen, und sich ein eigenes Bild zu machen. Das kann uns doch nur Gutes bringen, oder nicht?

Viel schwieriger ist es, finde ich, auf veraltete Ansichten und Meinungen zu beharren ohne jeglichen Sinn dahinter zu hinterfragen:

„Das hat uns doch auch nicht geschadet!“

…Ist eben schlichtweg nicht richtig!

Das hat uns doch auch nicht geschadet
Dass hat uns doch auch nicht geschadet

Und das rechtfertigt es auch nicht, wenn es uns so schwer fällt im Zusammenleben mit unseren Kleinen, dass wir Macht und Zwang ausüben, dass wir loben und strafen um zu manipulieren, oder gar Gewalt anwenden.

Wir sollten uns also wirklich gut überlegen, welche Meinung wir haben wollen, was sich gut anfühlt und was wir für uns unsere Familie wollen.

Spruch Altes loslassen für Neues
Festhalten und Loslassen

In der heutigen Zeit kann man sich locker und leicht informieren und belesen. Sich seinen eigenen Weg kreieren. Vorausgesetzt man möchte sich informieren und weiterbilden.

Eigene Wege gehen

Wenn wir uns dann nun befreit haben, von dem „Man muss“ und diesen ganzen Erwartungen, dann können wir unseren eigenen Weg finden und gehen.

Mir hilft es dann immer ganz sehr, mich selbst zu Fragen:

  • Fühlt es sich für mich richtig und gut an?
  • Würde ich wollen, dass man mit mir so umgeht?
  • Würde ich mit meinem Partner oder einem Freund genauso umgehen?
  • Was möchte ich eigentlich erreichen und ist meine bisherige Methode und mein Verhalten wirklich zielerfüllend?
  • Wie fühlt sich mein Gegenüber?
  • Was braucht mein Partner oder mein Kind gerade von mir, damit es ihm besser geht?
  • Was brauche ich gerade, damit es mir besser geht?
  • Welche Möglichkeiten gibt es und welche Lösungen?

Wenn wir nämlich im Stande sind auch bisherige Meinungen zu hinterfragen, uns und unsere Mitmenschen zu reflektieren, dann können wir ganz frei eigene Wege gehen. Ohne Unsicherheiten, selbstsicher und ohne zu Beurteilen.

Und wenn es aber einfach wirklich anstrengend ist und wir keine Kraft mehr haben?

Was können wir noch tun, wenn wir uns das Elternsein und das Leben mit unserem Baby, mit Kind so unglaublich anstrengend erscheint?

Perspektive wechseln

Liest man oder hört man nun diese grosse und oftmals recht verzweifelte Frage, dann ist die Antwort:

„Es ist nur eine Phase“

bestimmt nicht weit.

Und liebe Eltern, lasst es euch sagen: Ja das ist so!

Es ist immer irgendetwas.

Unser Familienleben und speziell das Leben mit Kind/ern gleicht wahrlich einer Achterbahnfahrt (Familienachterbahn – über gute und schlechte Zeiten im Familienleben).

Eine Phase jagt die nächste. Wir Eltern haben es nicht leicht. Es ist manchmal einfach anstrengend, aber vielleicht können wir es uns so angenehm wie möglich machen?!

Druck raus und Augen auf für neue Wege!

Vertrauen

Die Verantwortung für so ein kleines Menschlein ist riesengross und wir lieben diese kleinen Wesen so sehr, dass wir Angst haben etwas falsch zu machen, ihnen schaden zu können.

Wir sorgen uns.

Die meisten Sorgen, die wir uns machen, sind jedoch nicht existenziell.

Und dann dürfen wir uns sicher belesen und uns kundig machen, dürfen aber auch ganz locker darauf vertrauen, dass unsere Kinder selbst auch kompetent sind.

Ja das sind sie!

Auch ein Neugeborenes wird so schnell nicht verhungern, es hat ein Hungergefühl und es hat ein Sättigungsgefühl, ein natürliches Schlafbedürfnis und einen ebenso natürlichen Bewegungsdrang. Und das aller wichtigste, jedes Kind hat einen natürlichen und angeborenen Wissensdrang.

Explorationsverhalten

Kinder erforschen die Welt.

Nicht so wie wir Erwachsenen es erwarten (ja da ist es schon wieder… dieses Erwarten), sondern auf ihre eigene kindliche Art und Weise.

Dann wird das Brot und der Käse und das Ei eben gefühlte 1000 Mal vom Tisch geschmissen und nein das Kind macht das nicht, um uns zu ärgern.

Ja genau, es lernt.

Das ist sein natürliches Explorationsverhalten. Es erforscht und lernt und zwar ganz von selbst. Wir müssen als Eltern tatsächlich wenig dafür tun, dass unsere Kinder die Welt begreifen und etwas lernen.

Darauf können und müssen wir lernen uns zu verlassen.

Darauf, dass unsere Kinder kompetent sind.

(Buchtipp: Jesper Juul – Dein kompetentes Kind, worum gehts da?: familylab – Jesper Juul – das kompetente Kind)

Ausgleich suchen

Glaubt mir jeder Mama und jedem Papa, wird es hin und wieder zu viel. Wir haben da eine wirklich grosse Aufgabe zu erfüllen und deshalb sollten wir uns Auszeiten nehmen. Wir brauchen unsere Kraft.

Mir selbst fällt das auch ganz oft schwer. Deshalb habe ich in dem Artikel: Mama macht Pause – 7 Tipps einige Ideen gesammelt, wie wir auch im Alltag zusammen mit unseren Kindern Auszeiten schaffen können.


Ja ihr Lieben, wir Eltern haben es wirklich manchmal nicht leicht. Lasst euch versichern: Das ist so! Darüber und über all die anstrengenden Phasen die wir in unserer Elternschaft durchlaufen, habe ich in diesem Beitrag schon einmal geschrieben: Mama Alltag – Die grossen und kleinen Erfolge im täglichen Mamajob.

Ein paar abschliessende Worte

Bleibt also locker, nehmt es hin…

und wieder mit Humor.

Geniesst unbedingt die Zeit, auch wenn es manchmal nicht leicht scheint. Denkt auch an euch selbst. Auszeiten sind ganz wichtig, um unsere Elternbatterien wieder auf zu laden.

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Eine glückliche Kindheit – was wir unseren Kindern mitgeben

Macht ihr euch auch manchmal Gedanken, was eine glückliche Kindheit ausmacht?

Ob eure Kinder glücklich sind und ob ihr als Mama einen guten Job macht?

Gedanken einer Mama

Ich würde behaupten, so ziemlich jede Mama hat sich darüber schon einmal den Kopf zerbrochen. Wir wollen doch so gerne tolle Mamas sein für unsere Kinder. Wir strengen uns an und manchmal auch etwas zu viel. Oft genug sind wir perfektionistisch und ärgern uns über uns selbst, wenn wir mal nicht unseren eigenen Erwartungen gerecht werden.

Was aber bleibt, von dem, was wir tagtäglich leisten? Was nehmen unsere Kinder mit und woran werden sie sich tatsächlich erinnern?

Erinnerungen – eine glückliche Kindheit

Vornweg, ja ich hatte eine wirklich glückliche Kindheit. Es sind viele wunderbare Erinnerungen und ich bin meinen Eltern so unendlich dankbar so sicher und geborgen aufgewachsen zu sein.

Bilder und Gefühle

Wenn ich mich selbst zurück erinnere an meine eigene Kindheit, dann kann ich mich nur an wenig erinnern. Es sind ein paar Ausschnitte und Bilder.

Es sind Erinnerungen daran, wie meine Mama mit uns Kindern bastelte, sie uns für unsere Puppen Kleidchen nähte. Daran, wie wir im Herbst immer mit meinem Papa in den Wald gingen um Pilze zu sammeln. Wie gut es roch als wir am Mittag vom Spielen rein kamen, die Abenteuer im Haar und den Geruch von der Natur an den Kleidern. Ich weiss auch noch wie meine Mama sich um mich kümmerte, als ich krank war. Wie mein Papa stolz auf mich war, wenn ich etwas meisterte.

Wisst ihr an was ich mich sehr gut erinnern kann, an meine Gefühle.

Ich kann mich ziemlich gut daran erinnern, was ich mochte und was nicht, was mir Freude bereitete und was mich traurig stimmte, was mich mit Stolz erfüllte und was mich enttäuscht hat. Manchmal kann ich diesen Gefühlen genaue Bilder und Erinnerungen zuordnen und oft bleibt aber einfach nur ein Gefühl. Warm und angenehm, oder kalt und verletzend.

Ich und mein inneres Kind

Ich weiss nicht, ob ich da ein Ausnahmefall bin, dass ich mich noch so lebhaft an Situationen und vor allem an meine Gefühle in diesen erinnern kann. Vielleicht bin ich wirklich recht empfindsam. Ich habe mir schon immer schnell viel zu Herzen genommen, habe nachgegrübelt und war oft tief traurig, wenn ich verletzt wurde.

Es ist nun wirklich nicht so, als könne ich mich überwiegend an schlimme Dinge aus meiner Kindheit erinnern. Mir sind wirklich viele wunderschöne Momente in Erinnerung geblieben. Und dennoch kann ich mein kleines Kinderherz immer noch klopfen spüren, wenn ich mich zu unrecht geschimpft fühlte, weiss wie schlimm es sich anfühlte, wenn ich jemanden enttäuscht hatte. Manchmal kam ich mir so klein und dumm vor, wenn ich schon wieder einen Fehler gemacht hatte, obwohl ich es ja hätte besser wissen sollen.

Ich weiss noch, dass ich mich selbst bestrafen wollte und mir so schlecht vorkam, wenn ich irgendetwas angestellt hatte. Sehe mich, wie ich in unserer Küche auf dem Stuhl sass, zusammengesunken, traurig und enttäuscht von mir selbst. Ich wollte doch so ein tolles Kind sein.

Ich wollte eine tolle Tochter sein, wollte meine Eltern stolz machen, wollte liebenswert sein.

Wie oft habe ich mir die Schuld gegeben, wenn ich diesen Erwartungen nicht gerecht werden konnte.

Schuld

Es ist so ein gewichtiges Wort und es wiegt wirklich so schwer. Es ist schnell gesagt, aber es trägt sich nicht leicht.

Meine Eltern und mein inneres Kind

Ich weiss meine Mama hatte es nicht leicht. Ich höre sie noch in meinem Kopf, wie sie in der Küche stand und ihrem Frust freien Lauf lies. Meckerte und schimpfte, ohne ein offenes Ohr dafür zu finden. Sehe mich selbst, wie ich mit meinem Papa und meiner Schwester vor dem Fernseher sass und ihre Worte bis zu uns rüber drangen. Ohne, dass jemals jemand ein offenes Ohr für sie hatte oder ein paar verständnisvolle Worte für sie übrig hatte. Für mich war das als Kind so schwierig. Ich gab auch mir selbst die Schuld, wollte doch, dass es meiner Mama gut ging und verhielt mich deshalb so, wie ich glaubte, es ihr angenehm zu machen.

Ich spürte diesen Stress und diese Hektik, ihre Getriebenheit. Sie war oft so unzufrieden und unausgeglichen. Rückblickend kann ich meine Mama so gut verstehen. Wie gerne würde ich zurückreisen als erwachsene Frau und meine liebe Mama in den Arm nehmen. Ihr sagen, dass ich sie verstehen kann, dass sie es nicht leicht hatte, dass sie eine grosse Aufgabe hatte und wenig Unterstützung. Ich wäre ihr in dieser Zeit so gerne eine Freundin gewesen. Hätte ihr gesagt sie solle auf sich acht geben, darf selbst nicht zu kurz kommen, sich nicht so aufopfern. Mama ich hab dich so lieb und ich weiss was du geleistet hast! Ich sehe wie verzweifelt du oft warst, du hast so viel gestemmt. Du warst eine starke Mama, du bist eine starke Frau!

Mein Papa war schon immer ein Eigenbrötler, zeigte wenig Gefühle, war schnell auch mal impulsiv. Wenn mein Papa seine Ruhe brauchte und wir Kinder zu laut waren, dann kam auch schonmal die Fernbedienung geflogen. Wir Kinder konnten schlecht leise sein. Auch ein Papa braucht mal Ruhe. Es war meine Schuld, wenn mein Papa sauer wurde und schlechte Laune bekam. Für mich als Kind waren manche Sätze und Aussagen mir gegenüber sehr verletzend und verurteilend. Mein Papa war mein starker Held. Ich wollte meinen Papa niemals enttäuschen, freute mich immer so sehr, wenn er stolz auf mich war. Immer trieb ich mich an ein Lob von ihm zu bekommen.

Es war schlimm für mich seine Aufmerksamkeit nicht zu bekommen oder seinen Erwartungen nicht gerecht zu werden. Seine Meinung ging mir sehr lange über alles. Seine Werte und Ansichten, waren lange, lange Zeit auch die meinen. Ich liebte es Zeit mit ihm zu verbringen. Besonders toll fand ich es immer, und bis heute, wie sich mein Paps begeistern kann. Wie ein kleines Kind konnte er mir die Welt erklären, mich mit seiner Begeisterung mitreissen. Das habe ich immer bewundert und ich kann diese tolle Eigenschaft auch in mir wiederfinden. Mein lieber Papa du hast mir so viel beigebracht! Viele Eigenschaften an mir habe ich von dir und viele davon weiss ich sehr zu schätzen.

Zurück in die Zukunft

Lange Zeit waren meine Eltern für mich wie Götter, die Helden meiner Kindheit. Meine Mama war, in meiner späten Jugend sogar wie eine beste Freundin und ist es heute ab und zu wieder.

Selbstreflexion

Als ich mein erstes Kind bekam änderte sich so vieles. Das Mamasein fiel mir zu Beginn so unendlich schwer. (Lest mehr darüber Mama sein – ein langer Weg) Plötzlich sah ich mich selbst einem Mamabild gegenüber, welchem ich gerecht werden wollte. Fragte mich, welche Mama ich sein wollte, was ich für mein Kind will und ob ich eine gute Mama sein würde.

Unweigerlich musste ich mich auch mit dem Bild, welches ich von meinen Eltern hatte befassen und glich meine Werte mit den ihren ab. Ich sah mich der Gesellschaft mit ihren starren Regeln und Plänen gegenüber und ebenfalls deren Erwartungen an Eltern, an Mütter und an Kinder. Die folgenden Jahre begann ich mich zu reflektieren und mich mit mit meiner eigenen Kindheit auseinander setzten. Ein langer und steiniger Weg, voll mit Selbstzweifeln, Vorwürfen, Wut und Trauer, Glück und vor allem Erkenntnissen.

Auf meinem Weg habe ich viel hinterfragt. Habe viel gelesen und neue Methoden und Strategien kennengelernt, mit denen ich mich heute identifizieren kann.

Vorwürfe und Schuld ablegen

Ich habe meinen Eltern lange Vorwürfe gemacht und ihnen die Schuld zugesprochen, warum es mir oft so schwer fiel in meinem Leben und auch, warum es mir mit meinem Mamasein und im Umgang mit meinen Kindern oft nicht leicht fiel. Vieles wollte ich besser machen. Wollte geduldig sein, bedürfnisorientiert. Dabei sehe ich mich immer wieder gezwungen meine bisherigen Werte und Glaubenssätze aus meiner Kindheit neu zu überdenken.

Es hat ein Stück gedauert bis ich aus diesem Schuldzuweisen herauskam und erkennen konnte, warum meine Eltern dies oder jenes eben so taten und warum sie manches glaubten tun zu müssen.

Von der Schuld zum Verstehen

Eine meiner grössten Erkenntnisse war:

Es geht nicht darum jemandem die Schuld zu geben. Wir dürfen unseren Eltern und auch der Gesellschaft und vor allem uns selbst vergeben.

Denn meist sind wir wirklich in dem guten Glauben daran, Gutes zu tun und zu bewirken, für uns und unsere Kinder. Viel mehr geht es darum, zu verstehen. Ja zu verstehen, warum so gehandelt wurde und wird. Welche guten Absichten und Motive dahinter stehen und welches Wissen den Menschen dafür zur Verfügung steht. Nur wer sich immer wieder neu bildet und beliesst, kann seine eigene Meinung bilden.

Und wenn es darum geht zu verstehen, dann ist es besonders wichtig auch den Menschen mit eben seiner Vergangenheit, seiner Kindheit und seinen Erfahrungen zu sehen. Dann sind wir nämlich fähig die Fehler und Schwächen der anderen einfach als die solchen zu sehen und zu akzeptieren. Wir können ein Verständnis dafür entwickeln warum sie so handeln, empfinden und denken.

Dann sind wir frei davon jemandem die Schuld zuweisen zu müssen und zu verurteilen.

Mein Selbstbild und mein inneres Kind

Ich liebe meine Eltern und ich habe gelernt, sie zu verstehen. Ich liebe auch mich selbst und habe gelernt mich zu verstehen.

In den vergangenen Jahren habe ich mich auch sehr damit befasst, woher meine Stärken und Schwächen kommen. Als ich aus den Schuldzuweisungen herauskam, konnte ich mich mit eben diesen Stärken und Schwächen annehmen und erst dann konnte ich beginnen an mir zu arbeiten.

Mittlerweile kenne ich mich sehr gut. Ich weiss warum mir manches sehr schwer fällt und anderes wiederum leichter. Ich weiss dass ich die Ursachen, für mein Verhalten und meine Glaubensmuster, positiv, wie auch negativ, in meiner Kindheit suchen muss. Und ich bin mir bewusst, dass viele Unsicherheiten und verquere Ansichten aus diesen Erfahrungen entstanden sind.

Von der Schuld zum Verstehen bis zur Verantwortung

Es ist so wichtig, keine Schuld mehr bei anderen zu suchen, weder bei meinen Eltern oder bei der Gesellschaft, noch bei meinem Mann oder gar meinen Kindern. Ich kann mit diesen Menschen mitfühlen und ihre Beweggründe verstehen, es ist keine böse Absicht dahinter!

Lasst uns selbst in die Verantwortung kommen!

Wir müssen uns selbst in die Verantwortung nehmen und ziehen, für uns und unser Handeln. Viel zu oft wälzen wir nämlich unsere Schwächen und Inkompetenzen auf andere ab und nicht selten müssen es unsere Kinder aushalten. Auch das habe ich für mich selbst erkennen müssen.

Die Arbeit mit dem Inneren Kind

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Kindheit und die Arbeit mit dem Inneren Kind ist definitiv harter Tobak und nichts für starke Nerven. Es braucht viiiieeel Zeit und die Bereitschaft dazu, Gefühle zu zulassen. Es ist gar nicht so selten, dass die erlebten Dinge aus der eigenen Kindheit so gefühlsstark waren, dass wir uns oft unterbewusst davon abgegrenzt haben. (Mehr zum Thema könnt ihr in diesem tollen Artikel bei „Weltfremd“ Erfahren: Wie deine Kindheit dein Elternsein beeinflusst) So fehlt uns nämlich die notwendige Emphatie, um uns in unsere Kinder hinein versetzen zu können. Vielleicht kennt ihr beliebten Satz:

„Es hat uns doch auch nicht geschadet!“ ?

Hm, ist das wirklich wahr?

Aber um sich dieser Frage zu stellen und sich das eventuell eingestehen zu können, dazu gehört gehört ja wie schon gesagt einiges. Nicht jeder kann sich das eingestehen und viele werden die Fähigkeit leider nie haben, sich so zu reflektieren. Es ist schmerzhaft, es ist aufreibend und es ist viiiieel Arbeit. Deshalb ist es ja so leicht daher gesagt und vom Tisch gewischt mit diesem einen Satz.

Die Arbeit mit dem Inneren Kind macht es erforderlich sich Schritt für Schritt zu hinterfragen.

Fehler sind gut und wichtig. Die Frage ist, wie unsere Einstellung dazu ist und wie sicher und positiv unser Selbstbild.

Das alles geben wir unseren Kindern mit auf den Weg. So zu sagen ein Backup fürs Leben, eine Grundeinstellung, eine innere Haltung für sich und ihr Leben.

Eine glückliche Kindheit – Ein paar abschliessende Worte

Was nehmen Kinder also mit aus ihrer Kindheit, für sich und für ihre Persönlichkeit?

Kinder fühlen und erleben von ganzem Herzen. Sie nehmen ungefiltert wahr und lernen erst im Laufe ihres Lebens anhand der Erfahrungen die sie machen, die Dinge als gut oder schlecht zu bewerten.

So ein kleines Menschlein, vollkommen unvoreingenommen und authentisch.

Lasst uns selbstsichere Kinder haben, starke Persönlichkeiten, die sich bedingungslos geliebt fühlen dürfen.

Eine glückliche Kindheit

Haben euch meine Gedanken bewegt, habt ihr euch selbst wieder erkannt oder noch nie darüber nach gedacht?

Folgt mir doch gerne auf Facebook oder Pinterest. Auch über eure Meinung, Fragen, oder Wünsche zum Thema freue ich mich. Lasst mir gerne einen Kommentar da.

Bis dahin, viel Spass beim Fliegen auf der Familienfeder.

Erziehung – Gibt es den einen Weg?

Was ist richtig und was ist falsch? Gibt es nur einen Weg der Erziehung oder kommt es vielmehr auf ganz andere Fragen an?
Was ist richtig und was ist falsch? Gibt es nur einen Weg oder kommt es vielmehr auf ganz andere Fragen an?

Sobald ein Paar zu Eltern wird, stellt sich die Frage, wie man mit dem Nachwuchs umgehen möchte.

Gibt es den einen richtigen Weg?

(Ich verwende hier bewusst nicht das Wort „Erziehen“, da dies nicht mein Weg ist. Dazu aber später mehr.)

Nun werden sich einige Mamas und Papas schon im Vorfeld viel belesen und sich verschiedene Meinungen einholen. Andere haben sich ihre Meinung schon gebildet und wissen wo der Hase lang läuft.

Was ist denn Richtig? Und was ist denn Falsch?

Beides ist weder richtig, noch falsch. Darum soll es hier nämlich in meinem Beitrag nicht gehen. Dieser Beitrag soll lediglich ein Anstupsen sein, zum Denken, zum Hinterfragen und gegebenenfalls zum Umdenken.

Wie heisst es so schön:

„Bilde dir deine Meinung“!

Gibt es denn nun diesen einen Weg? Oder geht es gar nicht darum etwas richtig oder falsch zu machen?

Ein paar Fragen vorab:

  • Was? Ihr habt ein Familienbett?
  • Wie? Das Baby schläft so ganz allein in seinem Bettchen?
  • Das Baby andauernd rumtragen, pass auf, sonst gewöhnt sich das noch dran!
  • Wieso nimmst du das Kind auch bei jedem pieps hoch? Du verwöhnst es doch viel zu sehr.
  • Wie, du stillst immer noch?
  • Was, du stillst nicht?

Was? Wieso? Weshalb und sowieso…

Na kommt euch das vielleicht bekannt vor?

Wenn man Mama und Papa ist, stösst man unweigerlich an. Nicht selten sind junge Eltern auch ziemlich verunsichert, was denn nun der richtige Weg ist. Es will ja jeder nur das Beste für den Nachwuchs. Es prallen so viele unterschiedliche Meinungen und Erwartungen auf einen ein. ( Das Muss man doch – wie gesellschaftliche Erwartungen Druck auf Familien ausüben)

Jeder hat seine Meinung und meint sie euch aufs Auge drücken zu wollen. Aber nicht nur das, natürlich sind auch alle diese Meinungen der vermeintlich einzige und richtige Weg, der euern Nachwuchs auch dahin führt wirklich toll und grossartig zu werden.

(… zu werden. Muss ein Kind erst werden?)

Noch mehr Fragen?

Die Frage, die sich mir stellt ist, worauf baut diese Meinung denn?

Auf dem, was die Gesellschaft für allgemeingültig hält? Auf dem was der Mainstream so macht? Auf dem was die eigenen Eltern sagen oder auf dem was wir selbst als Kinder erfahren haben? Und ist alles immer gut, so wie wir es kennen?

Ist der „altbewährte Weg“ der sicherste, der richtige?

Ist der einfache Weg immer der richtige?

Fragen über Fragen.

Was ist denn nun mein Weg?

Wie jede Mama musste ich meinen Weg erst lernen zu gehen. Wollt ihr mehr über meinen persönlichen Weg wissen? Dann lest hier Mama sein – ein langer Weg.

Ist das nun der eine Weg?

Ob ich immer alles richtig mache, das wage ich ganz stark zu bezweifeln und das steht hier ja auch nicht zur Debatte. Das tue ich nämlich keines Wegs. Ich bin aus tiefster Überzeugung der Meinung: „Aus Fehlern lernt man“!

Worauf es ankommt ist, sich auf den Weg zu machen, sich nicht auf alte vermeintlich richtige Wege zu verlassen, seine Strategien und Methoden zu hinterfragen. Der Grundgedanke und die innere Haltung sind das was zählt.

Mein Weg hat mich deshalb gelehrt mich und meine Werte zu hinterfragen. Ich für mich selbst bin gegen die altbewährte Art des „Erziehens“. Solch alte, viel zu tief sitzenden Glaubenssätze will ich auflösen und meine Ängste beruhigen.

Ich bin mir sicher, dass dies der beste Weg für meine Kinder ist, für mich und für meine Familie.

Ist das nicht anstrengend?

Eine Freundin hat mir neulich im Gespräch zu bedenken gegeben: „Ist es denn nicht anstrengend immer alles zu hinterfragen, kann man nicht manchmal auch zu viel Denken?“

Recht hat sie ?. Aber diesen Weg habe ich bewusst gewählt, weil es mein Weg ist. Es ist das woran ich glaube und was ich für richtig halte. Es hat ja keiner gesagt, dass Eltern sein immer einfach ist.

Viel schwieriger ist es meines Erachtens diesen Weg zu gehen, wo doch die Gesellschaft noch so tief in den alt bewährten Erziehungsmethoden und Glaubensgrundsätzen steckt. Man sieht sich immer gezwungen sich rechtfertigen zu müssen. Dabei wäre mir eine echte und ehrliche Diskussion sogar lieb und würde mir entgegenkommen. Meist sind es aber starre Aussagen, die man an den Kopf geworfen bekommt.

Viel zu selten komme ich in den Genuss einfach mal ins Gespräch zu kommen und hier und da etwas zu hinterfragen. Es stimmt, es ist nicht immer der einfache Weg.

Und dennoch kann ich mittlerweile aus meiner Erfahrung heraus sagen, dass es sich definitiv lohnt. Dass oft auch der vermeintlich schwierigere Weg der leichtere sein kann. Der entspannte Weg, der achtsame Weg,

der bedürfnisorientierte Weg.

Haben euch meine Gedanken inspiriert? Geht ihr vielleicht einen ähnlichen Weg oder seid ihr erst ganz am Anfang, euch in eurer Rolle als Eltern zu finden?

Schreibt mir doch gern eure Sicht der Dinge und lasst mir einen Kommentar da.

Bis bald und viel Spass beim gemeinsamen Fliegen auf der Familienfeder.

„Das muss man doch!“ Wie gesellschaftliche Erwartungen Druck auf Familien ausüben

„Das muss man doch!“ oder nicht?

Na habt ihr euch auch wiedererkannt?

Fühlt ihr manchmal auch diese Blicke von fremden Menschen oder sogar von Bekannten und Verwanten? Diese Blicke, die zu sagen scheinen: „Das macht man doch nicht!“?

Und fühlt ihr euch dann vielleicht sogar ertappt oder unsicher? Vielleicht regt es euch sogar so richtig auf und ihr werdet wütend?

Erwartungen erzeugen Druck

Wir lassen uns viel zu schnell aus der Ruhe bringen und uns mitreissen von den Erwartungen anderer Menschen. Machen sie zu unseren eigenen Erwartungen: an uns selbst, an unsere Partner und Kinder, an unsere Familien.

Und ganz ehrlich, als ich noch keine eigenen Kinder hatte, hätte ich viele solcher Glaubenssätze unterschrieben.

Ja Glaubenssätze und Idealvorstellungen wie ein Kind sein sollte, was es lernen müsse und wie man als Eltern erziehen muss.

Gute Ratschläge und gefühlte Zwangsjacken

Spätestens wenn langsam bekannt wird, dass man ein neues Menschlein in der Familie erwartet, kommen sie.

Die guten Ratschläge.

Sie sind nichts anderes als Erwartungen im Schafspelz.

Besonders Erstlings-Eltern werden geradezu bombardiert mit tollen Tipps und Anekdoten.

Alles ist noch Neuland und viele Ansichten und Meinungen von Familie und Umfeld übernimmt man gerne mal einfach so ohne sie zu hinterfragen.

Ich selbst habe mich manchmal fast wie unnormal empfunden, da sich all diese vermeintlich bewährten Methoden so falsch für mich anfühlten. (Lest mehr über meine Zeit als Neu-Mama)

Denn Neu-Eltern müssen sich erst noch finden und können sich von solchen Erwartungen verunsichert und unter Druck gesetzt fühlen. Das kann es ihnen wahnsinnig schwer machen sich selbst und ihre Rollen als Mamas und Papas zu finden. All dieser Druck macht es einem nicht leicht eine Schwangerschaft und ein kleines Baby zu geniessen. Und sich aus dieser gefühlten Zwangsjacke zu befreien, sich wortwörtlich frei zu machen ist ein langer Weg.

Diesen Weg gehe ich nun schon einige Zeit und trotz allem fällt es mir immer noch manchmal schwer mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, wenn ich ihnen mal wieder begegne. Den gesellschaftlichen Erwartungen.

Typische Alltagssituationen

Beim Wocheneinkauf habe ich nicht selten beide meiner Kinder dabei. Was ja an sich schon eine echte Herausforderung ist. An der Kasse wird es dann immer besonders heikel. Die Kinder haben dann so gar keine Geduld mehr. Quengeln, stellen tausend Fragen oder wollen noch irgendeine Süssigkeit haben. Mein Multitasking ist da echt begrenzt. Vor allem wenn hinter mir noch fünf weitere Menschen in der Schlange stehen und darauf warten, dass wir endlich fertig sind. Das ist Stress pur.

Ahnt ihr es? In dieser einen Sequenz habe ich schon das Gefühl gehabt mich beobachten und beurteilen tausend Menschen.

Solche Situationen gibt es tagtäglich so viele, ob nun beim Einkaufen, bei einem Spaziergang, auf Familienfesten oder beim Spielplatzbesuch. Immer sind sie da. Egal ob eine Kritik hier verbal zum Ausdruck kommt oder nur durch Blicke, Gestik und Mimik. Die Menschen meinen sich überall ein Urteil zu erlauben. Positiv wie negativ.

Die Gesellschaft weiss Bescheid wie „man sowas etwas (besser) macht“.

Wer ist bloss dieser arme arme „Man“?

Der „Man“ darf das nicht und der „Man“ macht das nicht.

Kennt ihr ihn?

Ganz ehrlich er tut mir wirklich sehr leid. Immer darf er etwa nicht oder muss etwas so und so machen.

Aber eigentlich ist dieser „Man“ nur ein Pseudonym der Gesellschaft für all ihre Erwartungen.

Und ganz im Ernst das sind oft so engstirnige Ansichten und Meinungen. Klischeehaft und ebenso oft veraltet.

Es ist Zeit umzudenken

„Das muss man doch!“ oder nicht?

Es steckt in vielen Köpfen fest.

Und Hand aufs Herz, habt ihr das selbst, so oder so ähnlich, nicht auch schon einmal gehört oder selbst schon einmal gesagt?

Dann ist es an der Zeit diesen armen „Man“ ein wenig mehr zu erlauben. Gebt ihm die Freiheit selbst zu entscheiden.

Liebe Eltern,

hört bitte auf euch diesem Erwartungsdruck zu beugen. Belest und informiert euch und bildet euch dann eine Meinung. Habt Mut zu eurer eigenen Wahrheit und findet euren Weg. Hinterfragt die Dinge und reflektiert euch gegebenenfalls selbst.

Und zu guter Letzt:

Setzt euch nicht selbst auch noch unter Druck und erwartet nicht zu viel von euch und euren Familienmitgliedern.

Und vielleicht macht ihr auch mal, etwas ganz anders als der „Man“ 😉

In diesem Sinne fliegt mit mir auf der Familienfeder, ganz frei und ohne Druck.

Fühlt euch auch ganz herzlich eingeladen meine Gedanken zu teilen oder mir einen Kommentar zu hinterlassen.

Mama sein – ein langer Weg

Na, wie habt ihr euch das Mama sein früher mal so vorgestellt? Was sind eure Träume, Ziele und eure Wünsche gewesen?

Begleitet mich auf meiner Reise, wie ich von meiner Wunschvorstellung einer Mama zu der Mama geworden bin, die ich nun bin.

Mama sein – ein Wunschbild

Wisst ihr, das Mamaleben hab ich mir eigentlich mal ganz anders vorgestellt. Ich hatte da immer mich selbst vor Augen, wie ich am Abend an den Betten meiner Kinder sitze und ihnen nach einem abenteuerlichen Tag eine Geschichte vorlesen. Spiel und Spass waren die ersten Begriffe die mir einfielen, wenn ich daran dachte einmal eine Mama zu sein. Ich wollte lustig und locker sein, viel toben und Spass machen. Basteln wollte ich sowieso und Musik machen auch, mit den Kindern Singen und Tanzen. So eine Mama die alle Freunde meiner Kinder super finden würden. In meiner Vorstellung war ich oft ein guter Spielgefährte.

Trotzdem legte ich viel Wert auf Regeln und Konsequenzen. Ein grosser Freund war ich von dem berühmten „1,2,3 – Zählen“ um Kinder zum Folgen zu bewegen. Ich fand auch eine kleine Auszeit für bockige Kinder gut angebracht. Solche und ähnliche Methoden kannte ich ja auch schon von meiner täglichen Arbeit als Erzieherin.

Als ich dann schwanger war, pfiff ich gerade so auf alle Ratgeber und Tipps. War ich doch beruflich schon genug gebildet und wusste über aaaaalles Bescheid. Mit dem Thema Stillen befasste ich mich natürlich auch nicht, da Mutter Natur selbstverständlich bei jeder Frau zwei funktionierende Brüste angebracht hatte. Also wieso sollte da irgendetwas nicht klappen? Die Wunschgeburt sollte im Geburtshaus stattfinden und einer schmerzfreien Geburt stand mit den vorangegangenen Hypnobirthingkursen sowieso nichts im Wege. Das Baby sollte unbedingt in einer Wiege schlafen, weil ich die Vorstellung so romantisch fand. Der teure Kinderwagen stand bereit und kleine Babys schlafen ja sowieso das erste Jahr so viel. Easy peasy also. So weit so gut in meiner Vorstellung.

Die bittere Realität

Die Geburt lief, sagen wir mal sehr speziell ab. Nichts war so wie geplant und nach vielen Qualen und unvorhersehbaren Zwischenfällen, landete ich dann doch im Spital. Ende von Lied war ein Notkaiserschnitt.

Dann ertönte der erste Schrei. So unwirklich und surreal. Kurz darauf lag das kleine Menschlein zwei Meter neben mir auf dem Wickeltisch und schaute sich ruhig in seiner neuen Welt um. Halten konnte ich mein Baby nicht, die PDA war etwas zu hoch aufgespritzt worden und alles unterhalb meines Kopfes konnte ich nicht spüren oder gar bewegen. Diese grossen Mamagefühle auf den ersten Blick wollten bei mir auch irgendwie nicht so richtig anrollen. Ich war von den Erlebnissen einfach irgendwie überrumpelt.

Das Stillen klappte natürlich auch nicht. Da mir niemand das Anlegen zeigte, schnappte sich das Würmchen alles irgendwie und saugte alles wund. Wir landeten beim abpumpen und zufüttern.

Zuhause angekommen konnte ich mit dem neuen Familienmitglied nicht viel anfangen. Alles fühlte sich wie in einem unwirklichen Traum an. Das Weinen meines Babys versetzte mich schier in Panik. Das Stillen wurde zur Torture und ich stillte nach nur fünf Wochen verzweifelt und unter Tränen ab. Mein endloser Perfektionismus und meine unrealistischen Erwartungen machten uns die Babyzeit so unglaublich schwer.

Als der Knirps grösser wurde hielt ich mich penibel an alle gängigen Vorschriften zum Thema Schlaf und Beikost. Ich funktionierte als Mama nur und forderte von meinem kleinen Kind ebenso in all diese Schubladen der Gesellschaft zu passen. Auch nett gemeinte Ratschläge wie man das und jenes mit Babys eben mache, fühlten sich für mich so falsch an und verunsicherten mich.

Wir hatten es wirklich oft nicht leicht. Ich, habe es uns nicht leicht gemacht. Nichts war zu sehen von der lockeren, spassigen Mama, die ja ach so viel Bescheid wusste über das Leben mit Kindern.

Nach gut zwei Jahren stand das zweite Kind an. Jetzt wollte ich alles anders machen, besser als ich es mit meinem Bübchen gemacht hatte.

Neue Wünsche, neue Wege

Ich fing an zu lesen. Informierte mich über das Stillen, befragte andere Mütter nach ihren Erfahrungen und ihren individuellen Ratschlägen. Ich nahm mir das Beste daraus und machte mich auf meinen eigenen Weg. Diesmal wollte ich mein Baby mehr geniessen, wollte alles viel lockerer angehen und nicht so verkrampft auf alle Vorschriften achten. Ich machte mich auf zu neuen Gedanken und stellte mir meine eigenen Regeln auf.

Die mir verhassteste Aussage in dieser Zeit war „Das macht man halt so!“ oder die Begründung „Weil man das halt so macht“. Und das sehe ich bis heute so.


„Man“ bin nicht ich und „man“ ist nicht mein Kind!


Mein zweites Kind schlief von Anfang an, entgegen jedem Ratschlag, bei mir im Bett. Beim Stillen biss ich die Zähne zusammen und arbeitete mit Stillhütchen, bis es nach gut zwei Wochen auch ohne ging. Alle anderen Probleme, die mir die Stillzeit mit meinem ersten Baby so erschwerten, konnte ich viel besser bewältigen. Für jede Eventualität und jede etwaige Hürde hatte ich mich im Vorfeld belesen und einen Plan B parat. Das Weinen meines Babyleins machte mich nicht mehr verrückt. Die meiste Zeit trug ich das Mäuschen in meinem Tragetuch, stillte nach Bedarf, kuschelte viel und nahm alles einfach so wie es kam. Ich fieberte nicht jedem Entwicklungsschub entgegen und konnte die Babyzeit ausgiebig geniessen. Kind zwei bekam keinen unter Stress selbstgekochten Brei und lehnte sowieso alles mit dem Löffel gereichte ab. Sie begann erst mit gut einem Jahr ein wenig festes Essen wirklich in ihren Magen zu befördern. Das alles stresste mich nicht. Auf dieses kleine Wesen konnte ich mich ohne Druck und Perfektionismus einlassen. Alles Easy Peasy.

Eine gute Freundin meinte einmal im Gespräch zu mir, mein zweites Kind sei meine Heilung gewesen. Besser hätte ich es selbst nicht sagen können.

Mama sein ist ein Prozess

Ich glaube jede Mama kann solche oder ähnliche Geschichten über ihren Weg durch das Mamaleben erzählen. Man wird eben nun mal nicht einfach als Mama geboren. In dieser Rolle muss man sich erst finden und in sie hineinwachsen.

Über vieles denke ich nun als Mama ganz anders, als ich es als werdende Mama getan habe. Auch von meinem Wunschbild einer Super – Mama muss ich tagtäglich im ganz normalen Wahnsinn Abstand nehmen. Die Realität sieht nun einmal nicht ganz so spassig und leicht aus, nicht wahr? Ich sehe vieles mit anderen Augen und auch von meinem ach so tollen erzieherischen Wissen aus dem Berufsalltag, hab ich so einiges über Bord geworfen.

Welche Dinge das genau sind und wie sich meine Ansichten geändert haben erfahrt ihr, wenn ihr wollt, in folgenden Beiträgen.

Fliegt mit mir durch weitere spannende Artikel zum Thema Mama sein auf der Familienfeder.