Abenteuer Elternschaft: Wenn Mama weint – Dürfen Eltern ihre Gefühle zeigen?

Als Mama oder Papa will man Vorbild sein,

stark sein,

der Fels in der Brandung.

Wir wollen unseren Kindern Sicherheit geben und ihnen das Gefühl geben, alles im Griff zu haben.

Was aber, wenn Mama weint? Dürfen Eltern ihre Gefühle zeigen?

Sind wir nicht auch nur Menschen und sind Gefühle nicht einfach menschlich?

Dürfen Eltern schwächeln?

Unser Job verlangt uns viel Hingabe ab.

In manchen Zeiten kommt es hart auf hart und im Leben eines jeden Menschen gibt es Berg- und Talfahrten. Den einen trifft das Schicksal unverhofft besonders schwer und man hadert mit der Welt. Auch Eltern sind von den Höhen und Tiefen des Lebens nicht gefeit. Und auch im normalen alltäglichen Familienalltag fahren wir alle mit unserer Familienachterbahn durch Höhen und Tiefen. (lies mehr darüber: Familienachterbahn – über gute und schlechte Zeiten im Familienleben)

Wie also aushalten, wie damit umgehen, wie unseren Kindern gegenüber verhalten?

Eltern durchlaufen zusammen mit ihren Kindern die verschiedensten Entwicklungsstufen und Entwicklungsaufgaben. Wir geben unser Bestes um unsere Kinder zu begleiten. Auch das verlangt Kraft und viiieeel Geduld. Es kann uns erschöpfen und manchmal sind wir eben ratlos und mit unseren Kräften auch mal am Ende.

Ist es nicht ganz normal, das der stetige Elternmotor auch mal stottert?

Dürfen Eltern schwächeln?

Eine Reise durch die Phasen der Elternschaft

Wenn Paare zu Eltern werden, sehen sie sich plötzlich so vielen, neuen, bis dato unbekannte Gefühlen gegenüber. Ja, die eigenen Kinder wecken ungeahnte Emotionen in uns.

Ein Baby ist da – Himmel-hoch-jauchzend & Zu-Tode-betrübt

In der ersten Zeit mit einem kleinen Baby, fällt einem so manches mal die Welt auf den Kopf. Babyblues. Von Himmel-hoch-jauchzend bis Zu-Tode-betrübt. Mamas grosse Gefühle fühlt sogar das Neugeborene. All diese unbändige Freude. So viel Glück, dass es kaum zu fassen ist.

Wie oft auch, fühlen sich Mamas und Papas überfordert, können das Weinen ihres Babys und dessen Bedürfnis noch nicht deuten. Man leidet doch mit und möchte diesem kleinen Menschlein helfen. Die Nerven sind zum zerreissen gespannt. So vieles so neu und so viel Unsicherheiten.

So viele Mamas sitzen still weinend mit ihren kleinen Babys auf dem Arm. Am Ende ihrer Kräfte. Ja, wie schwer kann sich diese Verantwortung in diesem Moment anfühlen?

Es sind starke Gefühle!

Echte Gefühle!

Von Trotzphase, Autonomiephase und Identitätsfindung

Haben wir als Eltern die scheinbar schwierigste Babyphase gemeistert, stehen neue Herausforderungen vor der Tür.

Willensstarke Kleinkinder fordern unsere Geduld heraus. Nicht selten kommen wir auch hier an unsere Grenzen. Erziehungfragen, Ideale der Gesellschaft und eigene Wertvorstellungen geben uns zu Denken. Wollen wir doch alles richtig machen, wollen doch, dass unsere Kinder eine glückliche Kindheit haben. (Eine glückliche Kindheit – was wir unseren Kindern mitgeben)

Es ist zum Haareraufen!

Wie mache ich es nur richtig?

Was wenn mein Kind sich total daneben benimmt?

Was wenn es zu verwöhnt ist?

Was wenn es mich in den Wahnsinn treibt? ———-(Buchtipp: „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“ von Daniell Graf und Katja Seide, Das gewünschteste Wunschkind)———-

Und was wenn ich es angeschrien habe?

Was wenn ich mit dem Verhalten meines Kindes einfach nicht mehr weiter weiss?

Eltern müssen so viel leisten, dabei ist so ein kleiner Mensch schon eine riesige Aufgabe. Neben Arbeit und Haushalt und all den anderen Terminen, gilt es dann auch noch ein Kind in seinen Lebenswegen zu begleiten. Möglichst geduldig und natürlich immer mit viel Spiel und Spass.

Ja, auch wir Eltern müssen unsere Identität als Eltern erst finden und manchmal, im Schweisse unseres Angesichts, neu erschaffen.

Dürfen wir unseren Kindern zeigen, wie schwer uns das hin und wieder fällt?

Schulstart und Wackelzahnpupertät

Endlich sind die Kinder aus dem Gröbsten raus, sollte man meinen.

Ganz nach dem Motto:

„Neue Phase, neues Glück.“

Erstmals müssen wir uns mit scheinbar vorpupertären Kindern herumschlagen. Das Soziale Miteinander wird heftig erprobt. Im Kindergarten oder in der Schule machen unsere Kinder ganz neue Erfahrungen mit Regeln und Normen. Freundschaften werden wichtiger und nicht selten gibt es regelrechte Dramen im Freundeskreis. Es wird gejammert und gestöhnt, richtige kleine Divaallüren.. Vielleicht gibt es jetzt auch erste heikle Auseinandersetzungen in der Schule mit Mitschülern oder Lehrkräften. Hausaufgaben verweigern, „Kein-Bock-Aussagen“, Fernseh- und Handydiskussionen. Auch das kostet Eltern Nerven.

Wieder sehen wir Eltern uns, an unseren Grenzen.

Pubertät – Freiheit, Rebellion und Abgrenzung

Liebe Eltern, ihr habt es nun fast geschafft. Hier kommt die letzte Hürde.

Welche Widrigkeiten uns diese Phase unserer Kinder bescheren, ist wohl weithin bekannt. Ja nun ernten wir was wir gesät haben. Die lieben kleinen Kosten uns nun so einige graue Haare und wir werden der Diskussionen nicht müde.

Auch diese Phase kann uns wieder den Schlaf rauben. Werden unser Kinder nun unabhängig und fliegen hinaus in die Welt.

Die sogenannten Peergroups sind Bezugspunkt Nummer eins. Wir Eltern haben nur noch wenig, bis kaum Einfluss auf die Taten, Aktivitäten und den sozialen Umgang unserer Kinder. Wir sorgen uns und müssen lernen los zu lassen, müssen vertrauen.

Wieder grüssen schlaflose Nächte, wenn das Kind um die Häuser zieht. Mansche Eltern müssen sich aber leider auch mit weitaus schwerwiegenderen Problemen ihrer Kinder in dieser Phase wie Mobbing, Gewalt, oder auch Drogen auseinander setzen.

Nun fühlen wir uns erneut hilflos und ratlos, grübeln über das Verhalten unserer lieben Kleinen/Grossen.

Loslassen ist schwer! Vertrauen ist schwer!

Besonders Mamas vergiessen in dieser Zeit ihre Tränen, in Sorge um ihre Schützlinge, ihre einstmals kleinen Kinder.

Elternschaft endet nie!

Wird es denn nicht irgendwann leichter?

Es wird nicht leichter, nur anders!

Ein weiser Spruch von erfahrenen Mamas an mich, als ich Neu-Mama war.

Wie wahr! Phase um Phase schlagen wir uns mit den grossen und kleinen Problemen der Elternschaft herum.

Und sind unsere Kinder erst selbst Erwachsen, werden wir uns weiterhin um sie Sorgen. Verfolgen ihre Schritte, Begleiten sie durchs Leben, durch ihre eigenen Hochs und Tiefs.

Elternschaft verlangt uns also so einige heftige Gefühlsmomente ab. Neben vielen Freuden, sind es auch viele Sorgen und Phasen der Überlastung, welche wir erleben dürfen.

Wenn Mama weint – Wie geht es dem Kind?

Elternschaft - wenn die Kraft ausgeht

Wir erleben die Zeit, welche wir mit unseren Kindern haben sehr intensiv. Manchmal ist es stressig und hektisch, manchmal aufwühlend und stürmisch, manchmal harmonisch und gelassen.

All das erleben unsere Kinder mit uns. Sie spüren, wie es uns geht. Gehen wir mit Leichtigkeit durchs Leben oder scheinen wir an bestimmten Widrigkeiten zu zerbrechen, sind wir fröhlich oder traurig, sie wissen es genau. Ganz feine Antennen haben unsere Kinder für unsere Stimmungen und unsere Gefühle. Wie wir damit umgehen, davon lernen unsere Kinder für sich und für ihr Leben.

Was spürt ein Kind, wenn Mama weint?

Mama ist in sich gekehrt. Ihre Gedanken sind nicht im Hier und Jetzt, nicht beim Spiel mit dem Kind und ihre Gedanken sind alles andere als froh. Langsam rinnt Mama eine Träne über die Wange. Im Wortwechsel ist ihre Stimme belegt und vor Kummer ganz rau. Das Kind schaut die Mama verdutzt an. „Irgendetwas stimmt hier nicht mit meiner Mama.“

Was fühlt das Kind?

Dass Mama sich anders anfühlt, verhält und klingt als sie es sonst tut, das kann ein Kind ganz sicher fühlen.

Wie verhält sich ein Kind, wenn Mama weint?

Je nach dem wie alt das Kind nun ist, wird es mit den Möglichkeiten seiner geistigen Reife und aus seiner Erfahrung heraus eine Bewertung der Situation vornehmen. Wenn es bereits verstehen kann was Trauer ist, wird es ggf. Emphatie empfinden für Mamas Gefühle und sie trösten wollen. Dies gilt aber eher für ältere Kinder. (Ausnahmen gibt es aber auch hier). Es wird sich womöglich selbst traurig fühlen aus dieser Verunsicherung heraus und sich dementsprechend verhalten.

Welche Möglichkeiten stehen dem Kind nun zur Verfügung, um sich mit seinen eigenen Gefühlen auszudrücken?

Es könnte durchaus sein, dass das Kind nun selbst auch weint, oder dass es die Mama umarmt, dass es wütend wird, dass es laut wird, dass es selbstverletzend wird, dass es die Mama haut, dass es unruhig wird oder aber, dass es ganz still wird.

Wenn Mama weint – Was kann das Kind daraus lernen?

In so einer Situation, kommt es ganz sehr darauf an, wie wir Eltern uns verhalten. Was wollen wir und was wollen wir nicht? Was kann unser Kind an unserem Beispiel lernen?

Wir sind Vorbilder!

Perspektive 1

Versuchen wir unseren unseren Kummer zu verstecken, um stark zu sein für unser Kind? Kinder können doch unsere elterlichen Sorgen noch gar nicht verstehen. Wir wollen unsere Kinder nicht damit belasten.

Natürlich können Kinder das Ausmass und die sich eventuelle ergebenden Konsequenzen unserer Sorgen und Nöte nicht nachvollziehen.

Und sicherlich wollen wir sie auch nicht verunsichern und ihnen Angst machen , mit Dingen, die sie noch nicht verstehen können.

Was also soll mein Kind sich aus dieser Situation mit nehmen, für sich und für sein Leben?

  • dass man seine Gefühle lieber versteckt und über seine Ängste und Sorgen nicht sprechen darf
  • Man mit Trauer, Sorgen und Ängsten allein klar kommen muss
  • Gefühle etwas Falsches und gesellschaftsuntauglich sind
  • Mama und ihre Gefühle nicht wichtig genug sind, um darüber zu sprechen
  • man andere nicht mit seinen Sorgen belasten darf, dass es für andere belastend sein könnte sich um mich zu kümmern
  • nicht gut genug, gleichwürdig genug, schlau genug zu sein, um in Mamas Gefühlswelt einbezogen zu werden
  • Man nicht wertvoll genug ist?
Ein gesundes Selbstbild

Perspektive 2

Setzten wir uns zu unserem Kind. Uns fällt auf, dass wir mit uns selbst zu sehr zu kämpfen haben, um unsere Aufmerksamkeit liebevoll unserem Kind zu schenken.

Egal, ob wir mit unsere Trauer kämpfen, wir wütend sind nach einem Streit, wir uns Sorgen machen oder wir einfach krank sind oder schlecht geschlafen haben.

Unser Kind wird uns spüren, wird fühlen, dass wir neben uns stehen.

Übernehmen wir Verantwortung und benennen unsere Gefühle. Fassen wir Ängste und Sorgen mit all unserem Erleben in Worte.

Treten wir in Kontakt zu unseren Kindern, lassen sie teilhaben an unseren Empfindungen und an unserer Welt.

Was also soll mein Kind sich aus dieser Situation mit nehmen, für sich und für sein Leben?

  • Die Mama ist echt und authentisch
  • es kann ggf. nachvollziehen warum sich Mama anders anfühlt und verhält als sonst
  • Gefühle sind ganz normal und alle Gefühle sind okay
  • es tut gut über seine Gefühle zu sprechen, sich jemanden anzuvertrauen und seine Gefühle zu teilen
  • Keine Unsicherheit und keine Angst, weil es Mamas Verhalten nicht nachvollziehen kann
  • Keine Schuld für Mamas Gefühle
  • Mitgefühl und Empathie entwickeln
  • „Mama vertraut mir, lässt mich an ihrer Welt teilhaben, ich bin wertvoll“
  • das Kind übernimmt mein Verhalten und die darin mitschwingenden Werte für sich selbst

Wie sieht meine Aufgabe als Elternteil aus, wenn ich meine Gefühle zeige?

Nun werden sich bestimmt einige Leser denken: „Ja aber, mein Kind ist doch nicht mein bester Freund!“

Ja das stimmt!

Das Kind ist nicht dafür da:

  • Trost zu spenden
  • Verständnis zu haben
  • Rücksicht zu nehmen
  • Zu urteilen, zu bewerten
  • sich auf eine Seite zu stellen
  • Ratschläge zu geben

Wenn ich mein Kind nun also an meinen Gefühlen und meinem Erleben teilhaben lasse, dann…

…geht es mehr darum dem Kind seine Gefühle mitzuteilen und auch den Grund dafür zu benennen

…geht weniger darum Erwartungen an das Kind und sein Verhalten zu haben.

Liebe Eltern,

ihr habt eine grosse Aufgabe und damit auch oft einige Hürden zu nehmen. Elternschaft ist wunderschön und doch kann es wahrlich anstrengend sein. Das darf gesagt werden und es darf gelebt werden!

Eine Familie lebt gemeinsam, fühlt gemeinsam und wächst daran gemeinsam.

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Lasst es mich gerne wissen und schreibt mir einen Kommentar.

Bis bald und viel Spass beim Fliegen auf der Familienfeder wünsche ich euch.