An einem grossen Ahornbaum hing ein kleines grünes Blatt. Das kleine Blatt träumte schon seitdem es eine kleine Knospe war von der grossen weiten Welt.
Am Tage kam die Sonne mit ihren warmen Sonnenstrahlen und erzählte dem Blatt Geschichten von ihren Reisen über die Welt.
In der Nacht kam der gute Mond und erzählte von grossen Ländern, riesigen Bergen und tiefen Meeren.
Und ab und an kam der wilde Wind, der alles hört und alles sieht. Er sprach von Vulkanen, von Eis und Schnee und von den Abenteuern der Menschen.
Nach einiger Zeit wurde das Blatt ganz sehnsüchtig und fing an zu jammern: „Ich will auch die grosse weite Welt sehen. Ich will die Länder besuchen und die riesigen Berge besteigen. Ich möchte das Meer mit seinen vielen Fischen einmal sehen und die gefährlichen Vulkane auch. Eis und Schnee will ich bestaunen und Abenteuer erleben.“
Tag ein Tag aus klagte das Blatt nun und sein Fernweh würde immer grösser.
Auch die Sonne und der Mond hörten das Weinen des kleinen Blattes, doch helfen konnten sie ihm nicht.
Eines Tages, als die Luft schon kühler wurde und der Herbst die Blätter zu färben begann, da wehte der Wind besonders stark. Und als er einen kräftigen Windstoss wehen lies, da löste sich das kleine Blatt von seinem Baum und flog laut lachend mit dem Wind davon.
Dieser trug es über die Länder, nahm es mit auf eine Reise durch die grosse weite Welt.
Zuerst wehte das kleine Blatt nach Afrika und sah dort die grossen Pyramiden von Gizeh in Ägypten. Danach flog es bis nach China zum Mount Everest und der wilde Wind blies es, laut jauchzend vor Freude, den riesigen Berg hinauf und wieder hinab.
Die Reise ging weiter über glühende Vulkane bis nach Australien, wo das kleine Blatt giftige Schlangen und Skorpione sehen konnte. Im Anschluss blies der Wind bis in den Süden hinab. In der Antarktis am Südpol bestaunte es das Eis und den Schnee und sogar ein paar Pinguine sah es über die Eisschollen watscheln.
Der Wind wehte das kleine Blatt hinfort über das grosse weite Meer hinüber nach Amerika. Sie flogen den Fluss Amazonas entlang durch den Regenwald Brasiliens. Über Nordamerika fliegend bestaunte das Blatt die abenteuerlichen laut sprudelnden Niagara Wasserfälle.
Als nun das kleine Blatt von den vielen Abenteuern schon ganz schläfrig wurde, da blies es der wilde Wind noch einmal kräftig über den Atlantischen Ozean bis nach Europa zurück.
Dort angekommen legte der liebe Wind das kleine Blatt sanft am Fusse seines Baumes ab.
Müde schlief das kleine Blatt ein und träumte von seiner abenteuerlichen Reise über die grosse weite Welt.
