Na, wie habt ihr euch das Mama sein früher mal so vorgestellt? Was sind eure Träume, Ziele und eure Wünsche gewesen?

Begleitet mich auf meiner Reise, wie ich von meiner Wunschvorstellung einer Mama zu der Mama geworden bin, die ich nun bin.
Mama sein – ein Wunschbild
Wisst ihr, das Mamaleben hab ich mir eigentlich mal ganz anders vorgestellt. Ich hatte da immer mich selbst vor Augen, wie ich am Abend an den Betten meiner Kinder sitze und ihnen nach einem abenteuerlichen Tag eine Geschichte vorlesen. Spiel und Spass waren die ersten Begriffe die mir einfielen, wenn ich daran dachte einmal eine Mama zu sein. Ich wollte lustig und locker sein, viel toben und Spass machen. Basteln wollte ich sowieso und Musik machen auch, mit den Kindern Singen und Tanzen. So eine Mama die alle Freunde meiner Kinder super finden würden. In meiner Vorstellung war ich oft ein guter Spielgefährte.
Trotzdem legte ich viel Wert auf Regeln und Konsequenzen. Ein grosser Freund war ich von dem berühmten „1,2,3 – Zählen“ um Kinder zum Folgen zu bewegen. Ich fand auch eine kleine Auszeit für bockige Kinder gut angebracht. Solche und ähnliche Methoden kannte ich ja auch schon von meiner täglichen Arbeit als Erzieherin.
Als ich dann schwanger war, pfiff ich gerade so auf alle Ratgeber und Tipps. War ich doch beruflich schon genug gebildet und wusste über aaaaalles Bescheid. Mit dem Thema Stillen befasste ich mich natürlich auch nicht, da Mutter Natur selbstverständlich bei jeder Frau zwei funktionierende Brüste angebracht hatte. Also wieso sollte da irgendetwas nicht klappen? Die Wunschgeburt sollte im Geburtshaus stattfinden und einer schmerzfreien Geburt stand mit den vorangegangenen Hypnobirthingkursen sowieso nichts im Wege. Das Baby sollte unbedingt in einer Wiege schlafen, weil ich die Vorstellung so romantisch fand. Der teure Kinderwagen stand bereit und kleine Babys schlafen ja sowieso das erste Jahr so viel. Easy peasy also. So weit so gut in meiner Vorstellung.
Die bittere Realität
Die Geburt lief, sagen wir mal sehr speziell ab. Nichts war so wie geplant und nach vielen Qualen und unvorhersehbaren Zwischenfällen, landete ich dann doch im Spital. Ende von Lied war ein Notkaiserschnitt.
Dann ertönte der erste Schrei. So unwirklich und surreal. Kurz darauf lag das kleine Menschlein zwei Meter neben mir auf dem Wickeltisch und schaute sich ruhig in seiner neuen Welt um. Halten konnte ich mein Baby nicht, die PDA war etwas zu hoch aufgespritzt worden und alles unterhalb meines Kopfes konnte ich nicht spüren oder gar bewegen. Diese grossen Mamagefühle auf den ersten Blick wollten bei mir auch irgendwie nicht so richtig anrollen. Ich war von den Erlebnissen einfach irgendwie überrumpelt.
Das Stillen klappte natürlich auch nicht. Da mir niemand das Anlegen zeigte, schnappte sich das Würmchen alles irgendwie und saugte alles wund. Wir landeten beim abpumpen und zufüttern.
Zuhause angekommen konnte ich mit dem neuen Familienmitglied nicht viel anfangen. Alles fühlte sich wie in einem unwirklichen Traum an. Das Weinen meines Babys versetzte mich schier in Panik. Das Stillen wurde zur Torture und ich stillte nach nur fünf Wochen verzweifelt und unter Tränen ab. Mein endloser Perfektionismus und meine unrealistischen Erwartungen machten uns die Babyzeit so unglaublich schwer.
Als der Knirps grösser wurde hielt ich mich penibel an alle gängigen Vorschriften zum Thema Schlaf und Beikost. Ich funktionierte als Mama nur und forderte von meinem kleinen Kind ebenso in all diese Schubladen der Gesellschaft zu passen. Auch nett gemeinte Ratschläge wie man das und jenes mit Babys eben mache, fühlten sich für mich so falsch an und verunsicherten mich.
Wir hatten es wirklich oft nicht leicht. Ich, habe es uns nicht leicht gemacht. Nichts war zu sehen von der lockeren, spassigen Mama, die ja ach so viel Bescheid wusste über das Leben mit Kindern.
Nach gut zwei Jahren stand das zweite Kind an. Jetzt wollte ich alles anders machen, besser als ich es mit meinem Bübchen gemacht hatte.
Neue Wünsche, neue Wege
Ich fing an zu lesen. Informierte mich über das Stillen, befragte andere Mütter nach ihren Erfahrungen und ihren individuellen Ratschlägen. Ich nahm mir das Beste daraus und machte mich auf meinen eigenen Weg. Diesmal wollte ich mein Baby mehr geniessen, wollte alles viel lockerer angehen und nicht so verkrampft auf alle Vorschriften achten. Ich machte mich auf zu neuen Gedanken und stellte mir meine eigenen Regeln auf.
Die mir verhassteste Aussage in dieser Zeit war „Das macht man halt so!“ oder die Begründung „Weil man das halt so macht“. Und das sehe ich bis heute so.
„Man“ bin nicht ich und „man“ ist nicht mein Kind!
Mein zweites Kind schlief von Anfang an, entgegen jedem Ratschlag, bei mir im Bett. Beim Stillen biss ich die Zähne zusammen und arbeitete mit Stillhütchen, bis es nach gut zwei Wochen auch ohne ging. Alle anderen Probleme, die mir die Stillzeit mit meinem ersten Baby so erschwerten, konnte ich viel besser bewältigen. Für jede Eventualität und jede etwaige Hürde hatte ich mich im Vorfeld belesen und einen Plan B parat. Das Weinen meines Babyleins machte mich nicht mehr verrückt. Die meiste Zeit trug ich das Mäuschen in meinem Tragetuch, stillte nach Bedarf, kuschelte viel und nahm alles einfach so wie es kam. Ich fieberte nicht jedem Entwicklungsschub entgegen und konnte die Babyzeit ausgiebig geniessen. Kind zwei bekam keinen unter Stress selbstgekochten Brei und lehnte sowieso alles mit dem Löffel gereichte ab. Sie begann erst mit gut einem Jahr ein wenig festes Essen wirklich in ihren Magen zu befördern. Das alles stresste mich nicht. Auf dieses kleine Wesen konnte ich mich ohne Druck und Perfektionismus einlassen. Alles Easy Peasy.
Eine gute Freundin meinte einmal im Gespräch zu mir, mein zweites Kind sei meine Heilung gewesen. Besser hätte ich es selbst nicht sagen können.
Mama sein ist ein Prozess
Ich glaube jede Mama kann solche oder ähnliche Geschichten über ihren Weg durch das Mamaleben erzählen. Man wird eben nun mal nicht einfach als Mama geboren. In dieser Rolle muss man sich erst finden und in sie hineinwachsen.
Über vieles denke ich nun als Mama ganz anders, als ich es als werdende Mama getan habe. Auch von meinem Wunschbild einer Super – Mama muss ich tagtäglich im ganz normalen Wahnsinn Abstand nehmen. Die Realität sieht nun einmal nicht ganz so spassig und leicht aus, nicht wahr? Ich sehe vieles mit anderen Augen und auch von meinem ach so tollen erzieherischen Wissen aus dem Berufsalltag, hab ich so einiges über Bord geworfen.
Welche Dinge das genau sind und wie sich meine Ansichten geändert haben erfahrt ihr, wenn ihr wollt, in folgenden Beiträgen.
Fliegt mit mir durch weitere spannende Artikel zum Thema Mama sein auf der Familienfeder.