Immer wieder höre und lese ich von erschöpften Müttern diesen flehenden und hoffnungsvollen Satz:
„Wann wird es denn endlich leichter?“
Denn gerade beim ersten Kind steht die Welt von uns neuen Mamas und Papas schier Kopf.

Woran liegt das und was können wir Mamas und Papas tun, damit es endlich leichter wird?
Eine neue Welt – das Leben mit Kind beginnt
Wenn man zum ersten Mal Mutter oder Vater wird stürzt man unweigerlich Hals über Kopf in eine neue Welt. Dabei ist es fast egal wie viel man im Vorfeld gelesen, gehört oder gesehen zu haben glaubt:
Es kommt erstens anders und zweitens als man denkt!
Vorbereitung ist alles – verquere Erwartungen
Ganz ehrlich, ich bin gelernte Erzieherin, habe also durchaus schon einiges an Erfahrung wenn es um Kinder geht, aber auf das Mama-sein hat mich das ganz und gar nicht vorbereitet.
Im Gegenteil.
Ich bin mit total verqueren Erwartungen an die Elternschaft herangegangen.
Denn bevor ich tatsächlich selbst Kinder hatte, da dachte ich so bei mir:
„Ich weiss doch wo der Hase lang läuft!“
Man müsse nur ganz klare Grenzen setzen und konsequent sein. Regeln vorgeben und die müssen dann eingehalten werden. Auch im Bezug auf Babys hatte ich so meine Vorstellungen und glaubte an so einige total unrealistische Mythen:
- Eine Geburt ist ganz natürlich, dein Körper weiss schon was er da tut, vertrau darauf.
- Ein Baby schläft doch die erste Zeit sowieso, fast immer.
- Natürlich schläft das Baby ziemlich schnell durch.
- Natürlich schläft das Baby im eigenen Bett und auch alleine ein.
- Das Stillen geht von ganz allein, das hat die Natur schon so eingerichtet.
- Mit Punkt genau 17 Wochen gibt man den ersten Brei und man fangt mit Karotte an und und und…
- Je schneller das Kind ohne Milch auskommt, desto besser.
- Mit spätestens 6 Monaten sollte ein Kind von selbst sitzen und mit 10 Monaten aufstehen und mit einem Jahr sollte es dann auch laufen und sprechen können.
Diese Liste könnte ich wirklich unendlich lang werden lassen. Ich war also tip top vorbereitet auf das Leben mit Kind.
Mehr über meinen langen Weg zum Mama-sein, lest ihr übrigens hier: Mama sein – Ein langer Weg.
Also Fazit:
Alles gaaanz anders!
Vorbereitung ist nicht alles – Willkommen in der Realität
Nichts und niemand kann dich auf das vorbereiten, was passiert, wenn plötzlich so ein kleines Menschlein in dein Leben einzieht.
Wenn du dieses kleine Leben in deinen Armen hältst und deine ganz eigene Mama- oder Papazeit beginnt, dann stellst du ganz schnell fest:
„Ich weiss, dass ich nichts weiss.“
Sokrates, 412 v. Chr.
Diese Gefühle sind mit nichts zu vergleichen, was man hätte erwarten können. Eine riieeesige Verantwortung und so manch grosse Sorge um dieses kleine Wunder. Dazu kommen ungebetene Ratschläge, Tipps und allgemeine Besserwissereien, die uns das Leben mit Baby und Kind noch schwerer machen. Ein unglaublicher Druck an Erwartungen von Verwandten, der Gesellschaft und nicht zuletzt von uns, an uns selbst. Jeder Fachartikel sagt etwas anderes, was vermeintlich das Beste für unser Kind wäre. Der Kinderarzt rät etwas ganz anderes als die Hebamme. Die einen meinen das Kind bekommt zu wenig Milch, die anderen schreien die Milch wäre viel zu viel. Die einen Stillen zu kurz, die anderen zu lang. Das Baby oder das Kind kann gar nicht früh genug krabbeln, laufen oder sprechen und endlich ordentlich mit dem Essen beginnen. Die Babybreiindustrie wirbt mit Gläschen ab 4 Monaten…
So viel gute Ratschläge und gut gemeinte Tipps meinen es uns als Eltern leichter zu machen. Das Gegenteil ist der Fall. So viel Verunsicherung. Und jeder meint er wisse wie man das machen muss…
… und all das
Muss man doch so machen!

In einem meiner ersten Artikel Das Muss man doch! Habe ich übrigens auch schon über diesen enormen Erwartungsdruck geschrieben.
Und damit sind wir schon wieder bei diesem unglaublich schwerwiegendem Wort: „Erwartungen“ angekommen, aber lest selbst.
Was uns das Leben mit unseren Kindern so schwer macht
Wenn wir Eltern werden und wenn wir Eltern sind, erwarten wir viel, vergleichen uns mit anderen, vergleichen unsere Kinder und sind dann enttäuscht, diesem Druck nicht standhalten zu können.
Wir Erwarten…
Voller Vorfreude erwarten wir diesen neuen kleinen Menschen, sind aufgeregt und gespannt auf das Leben mit Kind.
Wir erwarten ein Kind!
Erwarten!
Wir können es kaum erwarten und dann erwarten wir und erwarten wir und erwarten wir…
Haben wir doch geglaubt und gesagt bekommen, das alles so und so funktionieren müsse. Haben wir doch erwartet, dass unser Baby das genauso macht und wir als Eltern eben genauso denken und fühlen werden.
Wir wollen doch so unbedingt alles richtig machen!
Und dann ist da plötzlich alles so:
Anstrengend, kraftraubend, beängstigend?
Haben wir uns das nicht alles ganz anders vorgestellt?
Erwarten wir vielleicht zu viel?
- Zu viel von uns selbst
- Zu viel von unseren Kindern
- Zu viel von unserem Partner
Erwartungen und Enttäuschungen
Und so starten wir als Eltern in diesen neuen unbekannten Lebensabschnitt mit so viel Erwartungen.
Kein Wunder, dass wir frustriert sind. Dieses kleine Menschlein kann diesen ganzen Erwartungen ja gar nicht gerecht werden.
Jede Erwartung ist prädestiniert dafür, dass wir enttäuscht werden. Denn enttäuscht können wir nur werden, wenn jemand unsere Erwartungen nicht erfüllt.
Heisst es nicht bedingungslose Liebe?
Was wäre denn, wenn wir jemandem bedingungslos begegnen?
Wir würden eben nicht erwarten und könnten diesen Menschen eben mit all seinen Stärken und Schwächen annehmen, ohne ihn verändern oder erziehen zu wollen.
Und dann sind wir bei dem nächsten grossen Schlagwort, welches uns als Eltern so einiges an Kopfzerbrechen beschert. Das Erziehen. (Ja, aber das ist ein anderes Thema für einen bestimmt baldigen Artikel.)
Wir vergleichen
Ich erinnere ich mich nur zu gern an mich selbst oder auch an so viele andere Mamas, wenn wir uns und unsere Kinder vergleichen.
Auch diese ganzen Vergleiche bringen so viel Druck und Erwartungen mit sich. Ein regelrechtes Wettrennen, welches Kind zuerst laufen kann oder am meisten isst, welche Mama am meisten bastelt oder am gesündesten kocht.
Jeder Vergleich schürt unsere Erwartungen.
Erwartungen erzeugen Druck.
Druck erzeugt Gegendruck.
Und am Ende können wir all diesem Druck nicht mehr standhalten, werden unzufrieden,
sind enttäuscht.
Wann wird es denn nun endlich leichter?
Liebe Mit-Eltern, jetzt kommt die Wahrheit:
Ihr seid es, die es leichter werden lassen können.
Tragt die Verantwortung und bitte werkelt und probiert nicht an euren Kindern herum.
Wir neigen nämlich genau, dazu, unsere Kinder verändern zu wollen, dass es angenehmer für uns wird.
Sie sind nicht schuld daran, dass es uns schwer fällt uns auf sie einzulassen. Sie sind auch nicht zuständig dafür, dass es uns besser geht und wir glücklicher oder zufriedener sind.
Es ist nicht die Aufgabe der Kinder uns glücklich zu machen!
Was also tun?
Was tun!
Was können wir Tun, damit es endlich leichter wird?
Informieren und Belesen
Meines Erachtens ist es ganz wichtig, nicht stehen zu bleiben im Leben. Stets die Dinge zu hinterfragen, und sich ein eigenes Bild zu machen. Das kann uns doch nur Gutes bringen, oder nicht?
Viel schwieriger ist es, finde ich, auf veraltete Ansichten und Meinungen zu beharren ohne jeglichen Sinn dahinter zu hinterfragen:
„Das hat uns doch auch nicht geschadet!“
…Ist eben schlichtweg nicht richtig!

Und das rechtfertigt es auch nicht, wenn es uns so schwer fällt im Zusammenleben mit unseren Kleinen, dass wir Macht und Zwang ausüben, dass wir loben und strafen um zu manipulieren, oder gar Gewalt anwenden.
Wir sollten uns also wirklich gut überlegen, welche Meinung wir haben wollen, was sich gut anfühlt und was wir für uns unsere Familie wollen.

In der heutigen Zeit kann man sich locker und leicht informieren und belesen. Sich seinen eigenen Weg kreieren. Vorausgesetzt man möchte sich informieren und weiterbilden.
Eigene Wege gehen
Wenn wir uns dann nun befreit haben, von dem „Man muss“ und diesen ganzen Erwartungen, dann können wir unseren eigenen Weg finden und gehen.
Mir hilft es dann immer ganz sehr, mich selbst zu Fragen:
- Fühlt es sich für mich richtig und gut an?
- Würde ich wollen, dass man mit mir so umgeht?
- Würde ich mit meinem Partner oder einem Freund genauso umgehen?
- Was möchte ich eigentlich erreichen und ist meine bisherige Methode und mein Verhalten wirklich zielerfüllend?
- Wie fühlt sich mein Gegenüber?
- Was braucht mein Partner oder mein Kind gerade von mir, damit es ihm besser geht?
- Was brauche ich gerade, damit es mir besser geht?
- Welche Möglichkeiten gibt es und welche Lösungen?
Wenn wir nämlich im Stande sind auch bisherige Meinungen zu hinterfragen, uns und unsere Mitmenschen zu reflektieren, dann können wir ganz frei eigene Wege gehen. Ohne Unsicherheiten, selbstsicher und ohne zu Beurteilen.
Und wenn es aber einfach wirklich anstrengend ist und wir keine Kraft mehr haben?
Was können wir noch tun, wenn wir uns das Elternsein und das Leben mit unserem Baby, mit Kind so unglaublich anstrengend erscheint?
Perspektive wechseln
Liest man oder hört man nun diese grosse und oftmals recht verzweifelte Frage, dann ist die Antwort:
„Es ist nur eine Phase“
bestimmt nicht weit.
Und liebe Eltern, lasst es euch sagen: Ja das ist so!
Es ist immer irgendetwas.
Unser Familienleben und speziell das Leben mit Kind/ern gleicht wahrlich einer Achterbahnfahrt (Familienachterbahn – über gute und schlechte Zeiten im Familienleben).
Eine Phase jagt die nächste. Wir Eltern haben es nicht leicht. Es ist manchmal einfach anstrengend, aber vielleicht können wir es uns so angenehm wie möglich machen?!
Druck raus und Augen auf für neue Wege!
Vertrauen
Die Verantwortung für so ein kleines Menschlein ist riesengross und wir lieben diese kleinen Wesen so sehr, dass wir Angst haben etwas falsch zu machen, ihnen schaden zu können.
Wir sorgen uns.
Die meisten Sorgen, die wir uns machen, sind jedoch nicht existenziell.
Und dann dürfen wir uns sicher belesen und uns kundig machen, dürfen aber auch ganz locker darauf vertrauen, dass unsere Kinder selbst auch kompetent sind.
Ja das sind sie!
Auch ein Neugeborenes wird so schnell nicht verhungern, es hat ein Hungergefühl und es hat ein Sättigungsgefühl, ein natürliches Schlafbedürfnis und einen ebenso natürlichen Bewegungsdrang. Und das aller wichtigste, jedes Kind hat einen natürlichen und angeborenen Wissensdrang.
Explorationsverhalten
Kinder erforschen die Welt.
Nicht so wie wir Erwachsenen es erwarten (ja da ist es schon wieder… dieses Erwarten), sondern auf ihre eigene kindliche Art und Weise.
Dann wird das Brot und der Käse und das Ei eben gefühlte 1000 Mal vom Tisch geschmissen und nein das Kind macht das nicht, um uns zu ärgern.
Ja genau, es lernt.
Das ist sein natürliches Explorationsverhalten. Es erforscht und lernt und zwar ganz von selbst. Wir müssen als Eltern tatsächlich wenig dafür tun, dass unsere Kinder die Welt begreifen und etwas lernen.
Darauf können und müssen wir lernen uns zu verlassen.
Darauf, dass unsere Kinder kompetent sind.
(Buchtipp: Jesper Juul – Dein kompetentes Kind, worum gehts da?: familylab – Jesper Juul – das kompetente Kind)
Ausgleich suchen
Glaubt mir jeder Mama und jedem Papa, wird es hin und wieder zu viel. Wir haben da eine wirklich grosse Aufgabe zu erfüllen und deshalb sollten wir uns Auszeiten nehmen. Wir brauchen unsere Kraft.
Mir selbst fällt das auch ganz oft schwer. Deshalb habe ich in dem Artikel: Mama macht Pause – 7 Tipps einige Ideen gesammelt, wie wir auch im Alltag zusammen mit unseren Kindern Auszeiten schaffen können.
Ja ihr Lieben, wir Eltern haben es wirklich manchmal nicht leicht. Lasst euch versichern: Das ist so! Darüber und über all die anstrengenden Phasen die wir in unserer Elternschaft durchlaufen, habe ich in diesem Beitrag schon einmal geschrieben: Mama Alltag – Die grossen und kleinen Erfolge im täglichen Mamajob.
Ein paar abschliessende Worte
Bleibt also locker, nehmt es hin…
und wieder mit Humor.
Geniesst unbedingt die Zeit, auch wenn es manchmal nicht leicht scheint. Denkt auch an euch selbst. Auszeiten sind ganz wichtig, um unsere Elternbatterien wieder auf zu laden.
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